Plattenkritik: Oklou – Choke Enough (True Panther Songs)Mit Pop gegen Pop

Oklou Choke Enough Cover

Das Album „Choke Enough“ der französischen Künstlerin Oklou versucht mit elektronischem Pop und Post-Modernismus aus alternativlosen Gegenwarten auszubrechen.

Pop als Soundkonzept war ja mal so etwas wie ein Gegner. Ein Abbild und die Ausgeburt des großen, ausbeuterischen Mainstreams. Diese Zeiten der Dialektik sind natürlich lange vorbei. Linke, systemkritische Bands wie Rage Against The Machine gehen mit Live Nation auf Tournee. Die einstige Underground-DJ-Show Boiler Room wird vom Investor KKR finanziert. Nur laut und hart zu sein, bedeutet also noch lange nicht, auf der richtigen Seite zu stehen. Aber wahrscheinlich denken so auch nur Menschen, die etwas vom 20. Jahrhundert mitgekriegt haben. Die 31-jährige Produzentin und Musikerin Oklou macht auf ihrem Album „Choke Enough“ Pop. Man kann das Hyper Pop oder Bedroom Synth Pop nennen. Es ist aber auch ein Singer-Songwriter-Album, denn die französische Künstlerin, die klassisch Cello und Klavier lernte und als Kind in Chören sang, schafft sich ihren eigenen Raum mit ihren Liedern. In den letzten Jahren ging sie mit Oneohtrix Point Never und Caroline Polachek auf Tournee. Und wenn einige an Charli XCX denken, gibt es durchaus Überschneidungen – arbeitet Oklou doch auch mit dem erfolgreichen Produzenten A.G. Cook zusammen.

Am Album waren neben ihm noch Casey MQ und Danny L Harle beteiligt. Features gibt es von Bladee und Underscores. Die Songs von Marylou Vanina Mayniel bedienen sich vieler Popmomente. Klare Harmonien und Stimmen, eingängige Melodien, digitale Vokal-Effekte – für den Rezensenten häufig Red Flags. Im Gesamten ist das aber einnehmend und faszinierend. Um wenige zarte Arpeggien herum, schraubt Oklou intensive Songs, auch sonst triggernde Trance-Sounds und Autotunes werden hier so benutzt, als wären sie schon immer da gewesen – eine gut gespielte Akustikgitarre bleibt auch zeitlos, wieso sollte es da anders sein? „Choke Enough“ ist ein Pop-Album, das so gesehen gut in die Zeit passt. Es geht wieder um mehr Autorenschaft, um selbstbestimmte Wege und ständige Orientierung in doch recht chaotischen Zeiten. Und die Frage: Wie können wir mit dem, was wir haben, doch noch was Neues schaffen?

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