Review: Apple AirPods Pro 3Mehr als nur neue InEars
10.10.2025 • Technik & Wissen – Text & Fotos: Thaddeus Herrmann
Die Apple AirPods Pro der dritten Generation versprechen viel: mehr Tragekomfort, noch besseren Klang und Noise Cancelling, erstmals Herzfrequenzmessung sowie längere Batterielaufzeit. Geht das alles? Thaddeus Herrmann hat die neuen InEars ausprobiert.
Die AirPods und AirPods Pro sind eine Erfolgsgeschichte. Realitätsabgleich: Woran denkt man bei Apple? An das iPhone (natürlich), an den Mac (hoffentlich), danach aber ziemlich bald an die InEars. Vor neun Jahren kam das erste Modell auf den Markt. Seitdem ist viel passiert. Generelle Weiterentwicklung, Diversifizierung des Angebots – mit Noise Cancelling (Version 1), Version 2, auch ohne das Pro-Suffix. Nun wird die dritte Generation der Pro-Version ausgeliefert. Die verspricht – natürlich – wieder einiges, vor allem besseren Klang und besseres Noise Cancelling. Dazu kommt mit der Herzfrequenzmessung erstmals ein integriertes Fitness-Feature. Und wenn wir schon bei der „Gesundheit“ sind: Die Verwendung als Hörhilfe soll auch runderneuert worden sein und soll Menschen, die darauf angewiesen sind, das Leben erleichtern. Das Versprechen einer längeren Batterielaufzeit und verbessertes Tracking des Lade-Case gehören da schon zum guten Ton. Schauen wir mal.
Seit ein paar Monaten bin ich nicht mehr so recht zufrieden mit den AirPods Pro der zweiten Generation. Die habe ich nun wirklich seit Day One praktisch immer dabei und die meiste Zeit davon auch in den Ohren. Terrible, I know. Aber itiswhatitis. Seit einiger Zeit bin ich mit dem Klang nicht mehr glücklich. Musik klingt dünn, Podcasts sind bei lauteren Umgebungsgeräuschen auch bei aktiviertem ANC schlecht verständlich. Der Sound kippt. Zudem gab es ein paar Beinahe-Unfälle, bei denen mir die InEars einfach aus den Ohren gefallen sind – zum Beispiel, wenn ich mich bückte, um etwas aufzuheben, oder – ja – in Klo-Nähe. Ich schob das zunächst auf die Silikon-Aufsätze. Vielleicht waren sie ja nach umfangreicher Nutzung einfach ausgeleiert. Aber auch der Austausch gegen neue aus dem Apple Store brachten keine Verbesserung. Andere Größen halfen auch nicht. Vielleicht haben sich ja meine Ohren unwiderruflich verformt, und ich gehöre von nun an zu denen, für die die AirPods Pro einfach nicht passen.
Da ist es doch begrüßenswert, dass man bei Apple für die dritte Generation so einiges geändert bzw. weiterentwickelt hat. Beim genauen Hinsehen fällt auf, dass die Form der neuen InEars tatsächlich leicht anders ist – irgendwie „knubbliger“. Das Unternehmen begründet das mit der verbesserten Audio-Performance: Ein neuer Treiber soll für besseren Klang sorgen. Dieser wird unterstützt durch ein ausgefeilteres System für den Luftstrom mit größeren und leicht versetzen Öffnungen im Gehäuse. Und die Silikon-Aufsätze sind ebenfalls neu, sollen dank Schaumstoff-Verstärkung noch besser sitzen, besser abschirmen und den Klang zielgerichteter in Richtung Trommelfell schicken. Apple arbeitet schon seit längerer Zeit mit der sogenannten Adaptive-EQ-Technik, die den Sound je nach Umgebungsgeräuschen anpasst, um so in jeder Situation die bestmögliche Wiedergabe zu ermöglichen. Auch dieser Algorithmus wurde für die AirPods Pro 3 überarbeitet.

Das Ladecase der AirPods Pro 3 (rechts im Bild) ist etwas größer geworden

Auch die Bausweise hat sich leicht verändert. Rechts: ein AirPod Pro 3. Deutlich zu sehen: der FItness-Sensor
Bei den AirPods Pro gilt schon seit langem: Es ist komplizierter als Geräuschunterdrückung an oder aus. Mithilfe von Software-Updates wurden die Möglichkeiten zur Klangformung immer komplexer bzw. facettenreicher. Da ist der Transparenz-Modus, der den Alltag „durchlässt“ und einen nicht vollständig von der Außenwelt entkoppelt. Da ist Adaptives Audio, ein Modus, in dem das Verhältnis von Geräuschunterdrückung und Transparenz immer wieder anhand der Umgebungsgeräusche neu angepasst wird. Und da ist Konversationserkennung, die die Medienwiedergabe in Gesprächssituationen automatisch runter regelt. Gar nicht so einfach, den Überblick zu behalten. Aber hat man die für sich am besten passenden Einstellungen gefunden, präsentieren sich die AirPods Pro 3 als ziemliches Powerhouse.
Size matters
Die Pro 3 werden erstmals mit einer zusätzlichen Größe der Silikon-Aufsätze in XXS geliefert. So hat man nun zwischen fünf verschiedenen Größen die Qual der Wahl. Ausprobieren – auch mit unterschiedlichen Größen in beiden Ohren – ist hier nach wie vor unbedingt empfohlen, um die richtige Passform zu finden. Apple selbst empfiehlt ob des neuen Designs der Aufsätze die nächst kleinere Größe zu versuchen, um einen Eindruck zu bekommen. Bei mir ist es tatsächlich nach wie vor Größe M, die am besten passt. Die App auf dem iPhone hilft bei der Entscheidung, verlassen sollte man sich jedoch nach wie vor auf den eigenen Eindruck. Also dann. Einsetzen und Play drücken.

Die Silikon-Aufsätze der AirPods Pro 2 und Pro 3 (rechts) im Vergleich: veränderte Bauform und neuer Abstrahlwinkel
Klang
Der Sound der AirPods Pro 3 ist rund, zupackend und harmonisch.
Zunächst darf ich berichten, dass mir die neuen Silikon-Aufsätze sehr gut gefallen. Stand jetzt. Es bleibt abzuwarten, ob auch sie sich nach ein paar Monaten der Nutzung verändern und plötzlich oder schleichend nicht mehr so gut sitzen. Für den Moment fühle ich mich aber an 2022 erinnert. Damals sprach ich in meinem Text zur zweiten Generation der AirPods Pro von next-Level-Abschirmung. Ein Gefühl, das nun wieder eintritt. Apple gibt an, dass die Geräuschunterdrückung der 3er im Vergleich zu den 2ern doppelt so gut sei. Das mag sein. Nachprüfen kann ich das nicht. Einen Unterschied höre ich aber allemal. Über den eigentlichen Klang zerreißt sich das Internet seit ein paar Wochen. Zu viel Bass ist der häufigste „Vorwurf“. Der alte Beats-Vergleich. Ehrlich gesagt kann ich das nicht nachvollziehen. Die gesamte Sound-Signature der AirPods Pro 3 wurde überarbeitet. Bei Tracks, die ich wirklich gut kenne, habe ich dazu einige Erkenntnisse gesammelt. Die Sound Stage ist weiter und bildet mehr Details ab. Das spricht für den neuen Treiber und das überarbeitete Akustik-Design. Der Bass hat mehr Punch, ist aber nicht übertrieben bzw. zu sehr betont. Gutes throbbing hat noch nie geschadet – wenn es denn halt gut ist, sich einfügt in das gesamte Klangbild, nicht zerrt, andere Frequenzen dominant ausblendet. Der Sound der AirPods Pro 3 ist rund, zupackend und harmonisch. Eigentlich komplett irre, dass das mittlerweile in dieser miniaturisierten Version von Kopfhörern möglich ist. Andere Hersteller sind hier bestimmt auf Augenhöhe, gerade Urgesteine wie Sony. Mit fehlt nur der direkte Vergleich. Was sich Apple aber anhören muss, ist die Tatsache, dass keinerlei Möglichkeiten angeboten werden, den EQ abseits von Apple Music einzustellen. Das ist nicht zeitgemäß und eine Art der Verweigerungshaltung, die schon seit Jahren nicht mehr abbildbar ist.
Fitness
Die AirPods Pro 3 verfügen erstmals über einen Sensor, der auf das Fitness- und Workout-Ökosystem von Apple einzahlt: einen Herzfrequenzmesser, über den auch Trainings und der Kalorienverbrauch erfasst werden. Die Idee dahinter ist klar: Wer im Apple-Ökosystem unterwegs ist, hat vielleicht nicht immer eine Apple Watch oder ein iPhone dabei, wenn es aufs Ganze geht in Sachen Fitness. Der Sensor der AirPods soll hier unterstützen, Daten sammeln und speichern. Wirklich standalone habe ich das nicht ausprobiert. Wer bei Trainings seine Apple Watch trägt, hat fortan zwei Datenquellen zur Verfügung, die – so Apple – parallel gemessen, miteinander verglichen und dann in einem einheitlichen Ergebnis gespeichert werden. Und ohne Apple Watch – also nur mit iPhone und den AirPods Pro 3, speist der Sensor die relevanten Daten ein. Gut, dass das funktioniert, denn das Feature ist nicht neu bzw. keine neue Erfindung. Bei Apples „anderer“ Kopfhörermarke Beats gab es einen ähnlichen Sensor schon vor geraumer Zeit – bei den Powerbeats Pro 2. Nur leider lassen sich die gesammelten Daten dort nicht in Apple Health importieren – warum auch immer. Für mich ist die Integration dieses Sensors kein wirkliches Alleinstellungsmerkmal, aber nun gut. Es ist halt da.
Hörhilfe
Natürlich sollen das neue Design und die bessere Abschirmung auch denjenigen helfen, die einfach nicht (mehr) gut hören. Dank der neuen Silikon-Aufsätze ist mit den AirPods Pro 3 nun ein Hörtest möglich, der wissenschaftlich bestätigt ist. In Gesprächssituationen in lauten Umgebungen helfen die Mikrofone der InEars zudem, die Stimme des Gegenübers zu identifizieren und zu verstärken. Von dieser Hörgerätfunktion dürften viele profitieren, auch und gerade die, die gerade erst merken, dass das Hörvermögen abnimmt. Langjährige Raver:innen wissen, wovon ich spreche. Irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem man in der Kneipe merkt, dass es nicht mehr ganz einfach ist, einer Unterhaltung zu folgen. Die Idee, sich mit den AirPods Pro an den Tisch zu setzen, ist vielleicht nicht sonderlich attraktiv und ein bisschen socially awkward, aber wenn es hilft, dann ist es eben so. Auch gut: Die Batterielaufzeit im Transparenzmodus mit aktivierter Hörgerätfunktion ist bei den AirPods Pro 3 deutlich gestiegen und liegt nun laut Apple bei zehn Stunden – ein Zuwachs von vier Stunden. Um all dies nutzen zu können, muss allerdings zunächst der Hörtest gemacht werden – direkt auf dem iPhone. Der dauert eine Weile und setzt tatsächlich eine sehr stille Umgebung voraus. Ich habe mehrere Anläufe benötigt, um den Test erfolgreich abschließen zu können. Bei den ersten Versuchen „beschwerte“ sich das iPhone über störende Umgebungsgeräusche.
Solide Technik als Plattform für die Zukunft
Die AirPods Pro sind ein Produkt, die in den vergangenen Jahren immer wieder neue Features bekommen haben – einfach per Software-Update. Das mitzuverfolgen, war faszinierend. So ist es eigentlich keine Überraschung, dass bei der dritten Generation der InEars kein neuer Chip zum Einsatz kommt. Der H2 ist nach wie vor das Herzstück. Der Rest ist Engineering, worunter ich auch das neue Design zähle. Lediglich im Ladecase arbeitet ein verbesserter U-Chip, die Ortung über das iPhone deutlich verbessert. Das sind rundum gute Nachrichten. Weitere Funktionen – ganz egal in welchem Bereich – dürften auch zukünftig per Software hinzugefügt werden, einige davon hoffentlich auch für die Vorgängerversion. Wer aktuell die Version 2 im Einsatz hat und damit glücklich ist – und keine mutierenden Ohren hat wie ich – muss nicht zwingend neu kaufen, um die nächste Stufe des mobilen Musikkonsums zu erreichen, auch wenn der Sounds und vor allem auch die verbesserte Batterielaufzeit gute Argumente wären.
Es ist nach wenigen Wochen ohnehin noch zu früh, um ein abschließendes Urteil über die AirPods Pro 3 abzugeben. Von der Sound-Signature, die einige vielleicht als ungewöhnlich oder sogar überbordend empfinden mögen, werde ich vor allem beobachten, wie die neuen Silikon-Aufsätze altern und sich verhalten. Sie sind der Dreh- und Angelpunkt für die Funktionalitäten. Sitzen die AirPods nicht so perfekt wie möglich, ist der Rest auch egal. Hier bleibt abzuwarten, ob die Schaumstoffschicht im Inneren der Aufsätze ihre Stabilität behalten und langfristig den verbesserten Sitz garantieren.
Bis wir dieses Fazit ziehen können, bleibt zu konstatieren, dass die AirPods Pro 3 bei mir einen rundum gelungen Eindruck hinterlassen. Besserer Klang, besserer Sitz, längere Batterielaufzeit, mehr Möglichkeiten für Gesundheit und Fitness, verbesserter Schutz vor Wasser, Staub und Schweiß (nun IP57): Das ist schon alles ziemlich sehr gut. Noch besser: Die UVP ist mit 250 € gleich geblieben. Für InEars ist das natürlich immer noch sehr viel Geld. Aber wie es aussieht, können wir uns darauf verlassen, dass Apple dafür auch liefert.
