Plattenkritik: Joni Void – Every Life Is A Light (Constellation)Karma Koma, Jamaica and Roma

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Der kanadische Produzent und Soundcollagist Joni Void nimmt uns mit in die Welt des Downtempo und verschlungener Samples. Jan-Peter Wulf lässt sich gerne verführen.

Meine liebste englische Metapher – zugegeben: ich könnte mehr kennen – ist to lead someone down the garden path, auf deutsch: jemanden hinters Licht führen. Auch nicht schlecht. Aber bleiben wir beim Gartenweg. Ich stelle mir vor, wie er immer schmaler wird, sich schlangenlinienförmig fortsetzt, unter der Trauerweide durch, hinter die Rhododendren, es wird schattiger und mysteriöser. Joni Void nimmt mich mit seinem Album „Every Life Is A Light“ an die imaginäre Hand, um mich in eine verschlungene, aber durchweg gefühlvolle musikalische Welt zu entführen. Rhythmen tauchen auf und verschwinden wieder, fremdartige Klänge, sirenenartiger Gesang, esoterisch anmutende Klanghölzer und Windspiele, gepaart mit tiefen Bässen, dann klarstem Rap – und dann steht mitten auf der Lichtung ein Klavier: „A Song For My Cat“. Die ist uns wohl die ganze Zeit heimlich gefolgt, mit gebührendem Abstand, wie Katzen es zu tun pflegen, und maunzt jetzt auf die Tonspur. Wunderbar. „Every Life Is A Light“ klingt wie der Soundtrack zu einem Essayfilm, braucht aber gar keine Bildspur – man sieht die Szenerien vor sich. Mag ich!

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